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Abteilungsleitung schreibt einen offenen Brief an die Stadt

Umbau der Karl-Euerle-Halle: Geduldsfaden der Sportler ist gerissen.

TSG-Turnabteilungsleiter Rainer Böhle wittert Verschiebung auf Sankt-Nimmerleins-Tag und beklagt dies in einem offenen Brief.

Mächtig dicke Hälse haben die Verantwortlichen der TSG-Turner. Der Auslöser: das geplante Bildungshaus auf dem Postareal. Die Befürchtung, die Abteilungsleiter Rainer Böhle in einem offenen Brief äußert: Wagt sich die Stadt an dieses Projekt, wird der Umbau der Karl-Euerle-Halle „zum wiederholten Mal auf unbestimmte Zeit verschoben“.

Bericht in der BKZ am 16.05.2013 von Steffen Grün

Heute (18 Uhr, Kreisverwaltungsgebäude) geht’s im Gemeinderat um das Bildungshaus. Eine Sitzung, die auch all die Sportvereinsvertreter mit Argusaugen beobachten werden, denen die Sanierung und Erweiterung des sichtlich in die Jahre gekommenen Sporttempels auf der Maubacher Höhe ein Herzensanliegen ist. Spätestens seit die Katharinenplaisirhalle nur in eingedampfter Form gebaut wurde.

Noch immer gibt es in Backnang – von Verwaltungsseite gerne als Sportstadt gerühmt – keine moderne Halle mit 500, geschweige denn 800 oder 1000 Sitzplätzen, die für überregionale Veranstaltungen geeignet ist. Die Angst, die Böhle und andere engagierte Ehrenamtliche umtreibt: Dabei bleibt es bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag, falls sich die Stadt nun einem anderen kostenintensiven Projekt widmet. Eigentlich ist es gar keine Angst, sondern eine Gewissheit. Denn was sagte Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper kürzlich auf die Frage aus dem Ratsrund, was ein Engagement der Stadt auf dem Postareal für die Karl-Euerle-Halle bedeuten würde: Es sei dann eine „Priorisierung, und dann könnten wir andere Projekte nicht machen“.

Erst hatten Katharinenplaisirhalle und Hallenbad Vorrang. Danach kamen Hochwasserschutz und Kleinkindbetreuung sowie der Bau des Kunstrasens in Steinbach. Jüngst der Austausch des Kunstrasens sowie ein weiterer Platz in den Etzwiesen. Als Nächstes das Bildungshaus? Bei vielen Sportfunktionären ist der überstrapazierte Geduldsfaden gerissen (siehe Umfrage).

Allen voran gilt das für die TSG-Turner. Die legen seit Jahren jeden übrigen Euro auf die hohe Kante und haben, so Böhle, „ein Konzept aus Einsparungen und zusätzlichen Einnahmen entwickelt und umgesetzt“. Dessen Bestandteile: Arbeitsintensive Aktionen und Veranstaltungen, eine Einfrierung der Übungsleitervergütung, die Erhebung eines Extraabteilungsbeitrags von den Mitgliedern und die Gründung eines Fördervereins sowie die Akquirierung zusätzlicher Sponsorengelder.

Und warum all die Anstrengungen? In dem offenen Brief, der per E-Mail an den Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper und an alle Stadträte sowie an die Backnanger Kreiszeitung ging, erläutert Rainer Böhle auch das. „Es wurde 2007/2008 die klare Aussage von der Stadt gemacht, dass nach der Fertigstellung der Halle Katharinenplaisir und des Hallenbades der Aus- und Umbau der Karl-Euerle-Halle vorgenommen wird“, schreibt der Funktionär. Von Nopper sei es damals zur Auflage gemacht worden, „dass sich die TSG Backnang mit einem sechsstelligen Betrag daran beteiligen müsse“. Das habe man ernst genommen. So ernst, „dass die TSG den geforderten Betrag zusammengespart und erwirtschaftet hat“. Dies habe der damalige Abteilungsleiter Reiner Müller dem OB vor der Gemeinderatssitzung am 17. Januar 2013 mitgeteilt – noch mal verbunden mit dem Hinweis, „Gewehr bei Fuß“ zu stehen, wenn es mit der Sanierung und Erweiterung der Karl-Euerle-Halle losgeht.

Böhle: Bewegungslandschaft für TSG-Turner unverzichtbar, für Ganztagsschulen interessant

Dass all die Bemühungen vielleicht völlig für die Katz gewesen sein sollen, mögen die TSG-Turner nicht glauben: Sie legen deshalb „mit Nachdruck“ Einspruch ein: „Man kann nicht immer von der Sport-Metropole Backnang sprechen, wenn der Sportstättenbau und speziell die Maßnahme Karl-Euerle-Halle ständig vor sich hergeschoben wird.“ Böhle erinnert an „diverse aufwendige Besichtigungen mit den Vertretern der Stadt, den Sportlehrern und den Rektoren der betroffenen Schulen“ zwischen 2006 und 2008. Es habe sogar schon Architektenpläne und Kalkulationen gegeben. Für die Turner sei die im Zuge des Umbaus geplante Bewegungs- und Gerätelandschaft „unverzichtbar“, weil die Sportler seit vielen Jahren zum Training nach Ruit fahren, was einen hohen Zeit- und Kostenaufwand bedeutet. Einen riesigen Vorteil sieht Böhle auch für die Planungen in Sachen Ganztagsschulen. „Und die Sportvereine wären durch die Kapazitätserweiterung der Karl-Euerle-Halle in der Lage, größere Sportveranstaltungen nach Backnang zu holen.“

Böhles Bilanz: „Wir können keinesfalls zusehen und uns damit einverstanden erklären, wenn die Stadt (…) die Prioritäten erneut verschiebt.“ Erst kürzlich habe sich Horst Adam, der Vorsitzende der TSG 1846, mit dem der offene Brief abgestimmt ist, in dieser Sache an die Fraktionsvorsitzenden gewandt. „Wir aus der Turnabteilung als Initiatoren der jetzt schon über siebenjährigen Geschichte wollen dem Ganzen nochmals Nachdruck verleihen.“

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